Es war ein sehr aufwühlender erster Prozesstag. Unsere Konzentration galt natürlich voll unserer Mandantin. Frühes Treffen mit der psychosoziale Prozessbegleitung. Einlass über den Hintereingang der Staatsanwaltschaft. Kader möchte derzeit noch die Öffentlichkeit meiden. Wir hatten in ihrer Abwesenheit noch einen Antrag für Sohn Cudi auf Nebenklage und Beiordnung meines Kollegen Raban Funk gestellt, dem auch stattgegeben wurde. Das eröffnet ihm eigene Ansprüche. Eine schöner Erfolg mit nachhaltigen Aspekten. Dann kam eine sehr trockene Erklärung zum Tatgeschehen vom Angeklagten verlesen durch seine beiden Verteidiger. Die ausgebrachte Entschuldigung akzeptiert Kader nicht. Das angebliche Handeln im Affekt ohne Plan erscheint wenig glaubhaft. Dann hole ich Kader aus dem Zeugenschutzzimmer und begleite sie mit der psychosozialen Prozessbegleitung der Opferhilfe Hannover in den Sitzungssaal des Schwurgerichts. Kader erstattet eine sehr berührende Zeugenaussage. Man spürt förmlich ihre Traurigkeit. Sie hat das sehr gut, sehr authentisch und sehr tapfer gemacht. Nach ihrer Aussage nimmt sie neben ihren und nun auch den Anwälten ihres Sohnes Platz. Sie will das Verfahren bis zum Schluss miterleben. Das hilft ihr bei der Verarbeitung des Geschehenen. Auf unserer gemeinsamen Rückfahrt schien sie erleichtert. Für unser beider Hausarzt haben wir ein gemeinsames Geburtstagsständchen gesungen.
Wir sagen euch allen Danke für eure mentale Unterstützung. Danke!
Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ist zu groß. Ich sehe es als Aufgabe an, mich vor den Mandanten zu stellen und auch Erklärungen abzugeben. Dies ist Teil meiner anwaltlichen Arbeit im Strafprozess.
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